Toxic Positivity: Wenn zwanghafter Optimismus schaden kann

Überall und besonders in den Sozialen Medien liest man Aussagen wie "Good vibes only!" und "Stay positive!". 

 

Grundsätzlich ist positives Denken etwas sehr gesundes und wichtiges. Optimistische Menschen können tatsächlich oft besser mit Stress umgehen und haben eine hohe Resilienz, also psychische Widerstandskraft.

 

Toxic Positivity bedeutet aber, dass man krankhaft versucht "optimistisch" zu sein und negativen Emotionen keinen Raum mehr lässt. Man versucht quasi negative Emotionen zwanghaft durch positive zu ersetzen. 

 

Wenn man, auch von außen dauerhaft suggeriert bekommt, dass man nur positiv denken muss und dann alles gut wird, dann kann dies auch negative Auswirkungen haben: Unangenehme Gefühle werden dann oft gar nicht erst zugelassen bzw. weg geschoben. Es wird quasi ein Druck aufgebaut immer glücklich zu sein. Denn alle anderen (zum Beispiel in den sozialen Medien) sind es ja angeblich auch: Perfekt gestylt, immer am lachen, meditieren, haben den perfekten Job... Negative Emotionen haben meistens keinen Platz in dieser (angeblich) perfekten Social Media Welt. Aber auch im realen Leben ist für viele Menschen auch in Gesprächen kein Platz dafür. Wie oft hört man die Frage "Wie gehts es Dir?" oder "Alles gut?" und wie oft antwortet man wirklich ehrlich darauf? Oder wie ist die Reaktion des Gegenüber wenn man ehrlich auch mal sagen würde "Nicht gut!"?.

 

Was auch eine Rolle spielt ist, dass negative Emotionen zu zeigen oder auch nur diese zu haben oft mit Scham behaftet ist oder mit Schwäche assoziiert wird. Man will ja auch nicht als Pessimist wahrgenommen werden. 

 

Warum kann Toxic Positivity schädlich sein? Ständig negative Gefühle zu unterdrücken kann uns daran hindern diese anzunehmen und damit auch zu verarbeiten. Was nicht heißt sich auch hier krankhaft darauf zu fokussieren, denn auch das ist natürlich nicht gesund. Aber negative Emotionen können uns auch helfen Problemen zu lösen und für Neues offen zu werden. Das langfristige Ignorieren kann das Problem sogar noch verstärken, denn es fehlt eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Realität. 

 

Was kann man tun?

Einfach versuchen ehrlich mit sich selbst und auch anderen (natürlich nur bei Menschen denen man auch vertraut) zu sein, auch wenn es einem mal nicht gut geht. Die negativen Emotionen zulassen, in diese rein spüren, auch wenn sie unangenehm sind. Man darf auch mal traurig, wütend oder ängstlich sein. 

 

Und auch bei anderen emphatischer für deren negative Gefühle sein und versuchen Floskeln wie "Bleib positiv!", "Du musst Dich nur entspannen!" oder "Sei doch nicht so negativ"! versuchen zu verzichten. Man kann auch hier ehrlich antworten, dass man zum Beispiel gerade vielleicht nicht weiß was man sagen soll oder fragen, was die Person gerade braucht und zu verstehen geben, dass man für die Person da ist und auch die negativen Gefühle willkommen sind.

 

Für sich selbst kann man den Druck auch rausnehmen indem man bei Social Media mehr auf sich achtet, vielleicht Kanälen die solchen Druck erzeugen bewusst entfolgen oder diese mal mit anderen Augen betrachten bzw. hinterfragen. Und vielleicht mal ein paar Kanälen folgen, die auch das reale Leben zeigen. Davon gibt es nämlich immer mehr! 

 

In diesem Sinne "Good and bad vibes are welcome"! 

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Jennifer Lichtner

Mental-Trainerin & Ernährungscoach (IHK)

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